Vor wenigen Tagen wurde das Nadeem-Zentrum für die Rehabilitierung von Opfern von Gewalt und Folter in Kairo mit dem 9. Menschenrechtspreis von Amnesty International in Deutschland ausgezeichnet. Damit würdigt Amnesty deren jahrzehntelangen Einsatz gegen Folter in Ägypten. Im Rahmen einer “Speakers Tour” wird Amnesty am 23. Mai auch in Leipzig zum Gespräch mit den Preisträgern laden.
Das Nadeem-Zentrum dokumentiert seit 25 Jahren Folter durch ägyptische Sicherheitskräfte und betreibt die einzige Spezialklinik zur Behandlung Überlebender von Folter und Gewalt im Land. Seit 2016 gehen die Behörden massiv gegen die Organisation vor. Im Februar 2017 wurde die Klinik des Zentrums geschlossen. Doch trotz aller Repressalien setzen Dr. Aida Seif al-Dawla, Dr. Suzan Fayad, Dr. Magda Adly und die anderen mutigen Mitarbeitenden des Zentrums ihre Arbeit fort. Für ihren unbeirrten Einsatz erhielt das Nadeem-Zentrum den mittlerweile 9. Menschenrechtspreis der deutschen Amnesty-Sektion.
Mit der Preisverleihung möchte Amnesty auch eine breite Öffentlichkeit auf die desaströse Menschenrechtslage in Ägypten aufmerksam machen. Insbesondere die Bundesregierung ist gefordert, die Regierung al-Sisi in direkten Gesprächen sowie beispielsweise beim UN-Menschenrechtsrat deutlicher für die andauernde massive Unterdrückung und Verfolgung der Zivilgesellschaft zu kritisieren. Ein weiterer Ausbau der bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Ägypten sollte mit einer wesentlichen Verbesserung der Menschenrechtslage verknüpft werden.
Im Rahmen einer deutschlandweiten Speakers Tour lädt Amnesty zur Podiumsdiskussion in Leipzig. Die Veranstaltung wird am Mittwoch, dem 23. Mai 2018, um 19:00 in der Alten Börse Leipzig am Naschmarkt 2, 04109 Leipzig, stattfinden. Wir begrüßen an diesem Abend Ilyas Saliba, Referent der Länderkoordinationsgruppe Ägypten von Amnesty International, sowie Dr. Taher Mokhtar, der den Preis stellvertretend für das Nadeem-Zentrum entgegennahm. Im Dezember 2016 musste Dr. Mokhtar Ägypten aus Sorge um seine Sicherheit verlassen und damit auch seine Arbeit im Nadeem-Zentrum einstellen. Herr Saliba und Herr Dr. Mokhtar werden über den Einsatz für Menschenrechte angesichts beständiger Repression und Unterdrückung sprechen, im Anschluss gibt es Raum zur Diskussion. Wassily Nemitz, Sprecher des Amnesty-Bezirks Sachsen, wird den Abend moderieren.
Mit dem Menschenrechtspreis zeichnet die deutsche Amnesty-Sektion alle zwei Jahre Persönlichkeiten und Organisationen aus, die sich unter schwierigen Bedingungen für die Menschenrechte einsetzen. Ziel des Preises ist es, das Engagement dieser Menschen zu würdigen, sie zu unterstützen und ihre Arbeit in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Unterstützt wird der Preis von der Stiftung Menschenrechte – Förderstiftung Amnesty International. 2018 wird der Menschenrechtspreis zum neunten Mal verliehen. Bisherige Preisträger sind unter anderem: Henri Tiphagne (Indien), Alice Nkom (Kamerun), Abel Barrera (Mexiko) und Eren Keskin (Türkei).
Weitere Infos zum Menschenrechtspreis sowie zur Menschenrechtslage in Ägypten gibt es HIER.