Internationaler Tag der Opfer des Verschwindenlassens

Der 30. August ist der Internationale Tag der Opfer des Verschwindenlassens. Die Amnesty International Stadtgruppe Dresden wird mit einem Infostand in der Dresdner Innenstadt über diese Menschenrechtsverletzung informieren und Unterschriften für Betroffene sammeln.

Das sogenannte Verschwindenlassen ist eine Form der staatlichen Willkür: Personen werden von Sicherheitskräften oder anderen staatlichen Organen entführt und in ihre Gewalt gebracht. Ihr Aufenthaltsort wird gegenüber Anwält_innen, Angehörigen und der Öffentlichkeit geheim gehalten, während die Betroffenen keine Möglichkeit auf den Schutz des Gesetzes haben. Völkerrechtlich ist die Praxis des Verschwindenlassens verboten, doch zahlreiche Staaten auf Welt missachten ihre menschenrechtlichen Verpflichtungen, indem sie politische Gegner und Dissident_innen verhaften und keinerlei Informationen über den Verbleib der Betroffenen preisgeben. Für diese Verbrechen müssen sie international zur Rechenschaft gezogen werden.

Um auf diese menschenrechtswidrige Praxis aufmerksam zu machen, wird die Dresdner Stadtgruppe von Amnesty International am 30. August ab 14:00 Uhr mit einem Infostand am Wiener Platz (an der Nordseite des Hauptbahnhofes, in Richtung Prager Straße) vertreten sein und Appellbriefe zur Unterstützung Betroffener sammeln.

Einer von ihnen ist der Belutsche Rashid Hussain Brohi, welcher am 26. Dezember 2018 in den Vereinigten Arabischen Emiraten verhaftet wurde. Sein Auto wurde von zwei Fahrzeugen ausgebremst, deren zivil gekleidete Insassen sich als Angehörige des Geheimdienstes der Emirate auswiesen, jedoch keinerlei Haftbefehl für seine Festnahme vorweisen konnten. Seitdem fehlt jede Spur von Rashid, die Behörden verweigern jegliche Auskunft über seinen Verbleib oder mögliche Anklagepunkte, die eine Verhaftung rechtfertigen würden.

Auch der Argentinier Facundo Astudillo Castro ist seit dem 30. April diesen Jahres spurlos verschwunden, nachdem er in der Nähe von Buenos Aires von der Polizei festgenommen wurde. Er hatte gegen die landesweite Quarantäne zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie verstoßen. Seine Familie reichte eine Beschwerde bei den Bundesbehörden ein, um seinen Verbleib zu ermitteln, doch Facundo wird weiterhin vermisst, ohne dass es Anhaltspunkte für seinen Verbleib gibt.

Um den internationalen Druck auf die Regierungen zu erhöhen, welche das Verschwindenlassen als Mittel der politischen Repression einsetzen, sollen zu den genannten und weiteren Fällen Appellbriefe an die Verantwortlichen gesammelt werden. Amnesty International Sachsen lädt alle Dresdner_innen dazu ein, sich über das Verschwindenlassen zu informieren und ihre Stimme für die Aufklärung dieser Verbrechen zu erheben.