Murat ist weg. Inhaftiert im US-Gefangenenlager Guantanamo. Rabiye Kurnaz, Bremer Hausfrau und liebende Mutter, versteht die Welt nicht mehr. Geht zur Polizei, informiert Behörden und verzweifelt fast an ihrer Ohnmacht. Bis sie Bernhard Docke findet. Der zurückhaltende, besonnene Menschenrechtsanwalt und die temperamentvolle, türkische Mutter – sie kämpfen nun Seite an Seite für die Freilassung von Murat. Papier ist geduldig, Rabiye ist es nicht. Eigentlich möchte sie nur zurück zur Familie in ihr Reihenhaus und wird doch immer wieder in die Weltgeschichte katapultiert. Sie zieht mit Bernhard bis vor den Supreme Court nach Washington, um gegen George W. Bush zu klagen. Bernhard gibt dabei auf sie acht. Und Rabiye bringt ihn zum Lachen. Mit Herz und Seele. Mit letzter Kraft. Und am Ende geschieht, was niemand mehr für möglich hält.
“Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush” ist die siebte gemeinsame Arbeit von Regisseur Andreas Dresen und Drehbuchautorin Laila Stieler. Der Film, der am 28. April 2022 seinen Kinostart feiert, wurde auf der diesjährigen Berlinale mit zwei Silbernen Bären ausgezeichnet und beleuchtet die Geschichte des ehemaligen Guantánamo-Insassen Murat Kurnaz und den Kampf seiner Familie für seine Freilassung. Murat Kurnaz war mehr als vier Jahre in dem berüchtigten US-Haftlager inhaftiert, wurde gefoltert und misshandelt, bevor er im Jahr 2006 schließlich freigelassen wurde.
In diesem Jahr begeht Guantánamo bereits sein trauriges 20-jähriges Bestehen und bei vielen Menschen scheint inzwischen in Vergessenheit geraten, dass das Haftlager weiterhin existiert. Doch noch immer sind mehr als dreißig Menschen dort inhaftiert und grundlegender Menschenrechte beraubt. Amnesty International hat seit Eröffnung des Haftlagers wiederholt dokumentiert, dass Inhaftierte in Guantánamo gefoltert wurden, beispielsweise mittels dem berüchtigten “Waterboarding”. Das Recht auf einen Anwalt sowie weitere rechtsstaatliche Verfahrensgarantien wurden ihnen verweigert, und unter Folter erpresste “Geständnisse” wurden in unfairen Strafprozessen vor umstrittenen Militärkommissionen verwendet.
Zuletzt hat Amnesty in seinem ausführlichen Bericht “Right The Wrong” aus dem Januar 2021 die Schicksale der verbliebenen Guantánamo-Häftlinge nachgezeichnet. Für mehrere von ihnen haben bereits US-Gerichte die Freilassung angeordnet, doch bis heute hat die Regierung unter Präsident Joe Biden keine konkreten Pläne zur Umsetzung vorgelegt. Für Weitere ist eine Haft auf Lebenszeit vorgesehen – ohne jegliches Urteil. Bereits zum Jahrestag der Eröffnung des Haftlagers am 11. Januar 2022 haben sächsische Amnesty-Mitglieder mit Protestaktionen in Leipzig, Dresden und Chemnitz auf das Thema aufmerksam gemacht. Amnesty International fordert weiterhin die sofortige Schließung von Guantánamo. Alle verbliebenen Inhaftierten müssen ein rechtsstaatlich sauberes Verfahren vor zivilen Gerichten anstatt vor Militärkommissionen erhalten und, wenn keine Beweise für die ihnen vorgeworfenen Taten vorgelegt werden können, unverzüglich freigelassen werden.
Amnesty wird die anstehende Kinotour mit Infoständen und Filmgesprächen begleiten. In Sachsen wird “Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush” am Samstag, dem 30. April 2022, um 17:00 Uhr im Programmkino Ost in Dresden sowie um 20:00 Uhr im Passage Kino in Leipzig gezeigt. Im Anschluss an beide Filmvorführungen stehen Regisseur Andreas Dresen, Drehbuchautorin Laila Stieler und Hauptdarsteller Alexander Scheer für Fragen und Diskussionen bereit. Die Dresdener Stadtgruppe von Amnesty International wird ebenfalls mit einem Infostand über Menschenrechtsverbrechen in Guantánamo aufklären und Unterschriften für eine Petition an US-Präsident Biden zur Schließung des Lagers sammeln. Nach seiner Amtseinführung im Januar 2021 hatte Joe Biden sich für die Schließung ausgesprochen, jedoch wurde diese Ankündigung bisher nicht umgesetzt.
Den offiziellen Trailer, die komplette Kinotour und weitere Informationen zum Film gibt es HIER.